
Stoffe selber färben
Nice-Needlework färbt Stoffe!
Schon immer wollte ich gerne mal meine Stoffe selber färben, habe aber bisher bei dem Gedanken an den Aufwand,
den das mit sich bringt, davon abgesehen.
Dann fiel mir beim Aufräumen und Durchsehen meiner Bücher mal wieder das "Grundkurs Stoffe färben"
-Buch von
Christa Rolf in die Finger.
Und jetzt wollte ich es wissen…
Und wenn ich etwas Neues ausprobiere, dann richtig – keine halben Sachen!
Da ich mich entschlossen hatte meine eigenen Erfahrungen mit dem Stoffefärben zu sammeln, bin ich dann
auch gleich in die Vollen gegangen, wie man an dem Equipment sieht.

Nachdem ich mir alle nötigen Dinge im Patchworkshop.de besorgt hatte, ging es los:
Zuerst habe ich mir genau notiert, was ich eigentlich färben möchte und wieviel Farbstofflösung ich für
die zu färbenden
Stoffe anrühren muss.
Beim Färben in Tüten oder Boxen mit Deckel, in denen sich der Stoff
nicht frei bewegen kann, erhält man als Ergebnis "strukturierte" oder man könnte sagen schattierte Stoffe.
Die Färbung wird nicht 100 % uni durch die Falten, in die der Stoff gelegt oder gedrückt wird.

Nun muss ich aber vorher wissen: Wie will
ich färben? Eine ganze Farbpalette benötigt
die
Grundfarben (gelb, magenta, blau),
die anteilig gemischt werden.
Wieviel Farblösung ist dafür vorzubereiten?
Ansonsten muss man jede Grundfarbe
reichlich anmischen und die Reste anderweitig verwenden.
Was man nicht verwechseln darf: Das eine ist die Menge Pulver in Gramm oder Milliliter,
welches in Wasser gelöst wird. Das andere sind die Mengenangaben des gelösten Pulvers
(also der Farbstofflösung)
in Milliliter, um aus den Grundfarben andere Farben zu mischen.
Ich habe in meiner Beschreibung darauf geachtet,
bei der aufgelösten Variante "Farbstofflösung"
zu schreiben und ansonsten "Farbpulver".
Dabei habe ich festgestellt, dass es einige verwirrende Rezepte gibt... zumindest gibt es deutliche Unterschiede,
was wahrscheinlich mit den einzelnen Umständen zu tun hat. Man sollte sich vor dem Färben schon gut überlegen,
was dabei herauskommen soll. Oder man hat einfach Spaß und sieht was passiert.
Hier nun meine Färbe-Erlebnisse in der Zusammenfassung:
- Am Wichtigsten erscheint mir die Abhängigkeit des zu färbenden Stoffs
(Trockengewicht) zu der Menge Färbepulver zu sein. - Also: Erst entscheiden, wie kräftig die Farbe werden soll und die Stoffe wiegen;
für die verschiedenen Färbevarianten (Tauchbad, Färben in der Tüte) fügt man
entsprechenden Flüssigkeitsanteil hinzu (Beispiele folgen weiter unten). - Der Stoff sollte appretur- und weichspülerfrei sein (also evtl. vorwaschen)
- pH-Wert der Soda-Lösung (25 Gramm auf 1 Liter)
- Es handelt sich zwar um „Reaktiv-Kaltfarben“ (Procion-MX), aber trotzdem
sollte das Wasser bzw. die Lauge mind. Zimmertemperatur haben. - die Fixierzeit sollte eingehalten werden (ca. 12 Stunden).
- Am besten die Tüten / Boxen mit den eingefärbten Stoffen über Nacht aufbewahren.
Für die Herbstpalette (schattiert) bin ich nach dem Buch von C. Rolf vorgegangen,
in dem das Standard-Grundrezept steht: 30 ml Pulver auf 250 ml Wasser.
Insgesamt habe ich 1200 Gramm
Stoff (24 Stoffe - 2 je Beutel / ca. 100 Gramm Stoff je Beutel) gefärbt.
Für alle drei Farben (Gelb -Magenta-Blau) habe ich dieselbe Menge Farbpulver zum Dosieren
aufgelöst
(je 30 ml Pulver auf 250 ml Wasser). Diese Farbstofflösung habe ich anteilig
(30 ml pro Tüte)
mit einer Pipette auf 12 kleine Behälter aufgeteilt (siehe Tabelle unten).


Die Mischung habe ich in die Tüte gekippt,
mit 100 ml Wasser und 120 ml warmer Sodalösung gemischt (= gesamt 250 ml Flüssigkeit je Tüte) und dann die feuchten,
vorgewaschenen zwei Stoffe hinzugefügt.
Es waren sowohl weiße als auch
ercufarbene Stoffe dabei.
Das Ergebnis sah fast gleich aus.
Mit den Resten habe ich noch ein bisschen experimentiert.
Nachdem 24 Stunden um waren, war ich auch sehr neugierig, was wohl aus den Stoffen geworden ist…. Ich habe zunächst Tüte für Tüte mehrfach mit kaltem Wasser gespült und dann mit warmem Wasser mit etwas Nachseifmittel versetzt gespült.
Zum Schluss wurde der Stoff noch mal so heiß
wie möglich durchgespült, oder in der Waschmaschine bei 60 Grad gespült.
Letztendlich hätte ich
mit dieser Farbstofflösung viel mehr Stoff färben können, aber das war ja der erste Versuch.

Bei dem Rezept oben war für Färbung in der Tüte ein Stoffgewicht von ca. 90 Gramm bei
ca. 25 ml Farbstofflösung und Zugabe von 200 ml Sodalösung angegeben.
Für das Grundrezept
der Farbstofflösung wird in dem Buch 30 ml Pulver auf 250 ml Wasser gelöst.
Auf anderen Färbeseiten gibt es eine Tabelle in der steht, dass 15 ml Farbpulver und 250 ml Wasser für kräftige Farben ausreichend sind!
Natürlich alles circa, denn es hängt ja von verschiedenen Faktoren ab. Und auch das eigene Empfinden von "kräftig" oder "weniger intensiv".
Dann hätte ich also doppelt soviel Stoff
in meine Tüte stecken können oder für jede
Tüte nur die Hälfte an Farblösung hinzufügen können.
Rechnet man sich mal folgendes aus, ist es ganz klar:
Für kräftige Farben rechnet man 4 % vom Stoff-Trockengewicht, für mittlere Farbintensität 2 %
und für helle Farben 1 %.
Wiegt der Stoff 100 Gramm, dann brauche ich für die kräftige Farbstofflösung 4 % = 4 Gramm Pulver.
Um es in Milliliter auszudrücken:
15 ml Farbpulver entsprechen ca. 10 gr, dann sind 4 gr = 6 ml Farbpulver.
Will ich also 1 kg (1000 gr) Stoff färben, benötige ich insgesamt "nur" 40 Gramm (oder 60 ml) Färbepulver.
Das erscheint wenig, ist aber von mir getestet worden (siehe Ergebnisse - Bilder Regenbogen-Palette!).
Die Rechnung geht weiter:
Ich möchte 1000 gr Stöffchen färben = 10 Tüten mit je 2 Stoffen á 50 gr.
Theoretisch brauche ich
also 60 ml Farbpulver für 1000 gr Stoff.
Da es aber 10 unterschiedliche Farben sein sollen, muss
ich wissen, welche Farben gefärbt werden sollen,
denn für die Herbstpalette zum Beispiel braucht
man sehr viel gelbe Farbstofflösung
(Grundfarben-Anteile Gelb – Magenta – Blau siehe Tabelle oben).
So gibt es die Möglichkeit, wenn man die Farbanteile kennt, nur die circa benötigten Mengen der Grundfarben anzusetzen.

Oder auch die Farbpulvermengen für eine bestimmte Farbe direkt zusammen zu mischen und dann
mit Wasser zu lösen. Ich fand die genaue Dosierung des Pulvers selbst bei größeren Mengen schon schwierig;
für mich persönlich kommt Stoffefärben sowieso nur im großen Stil in Frage – sonst lohnt auch die ganze „Unordnung“ nicht.
Von daher stelle ich lieber von allen Grundfarben (mindestens)
250 ml Farbstofflösung her und dosiere in kleine Behälter
(oder direkt in die Tüte).
Ich habe nach folgendem Rezept gearbeitet, um die Regenbogenpalette (schattiert) von 36 Stoffen in 38 x 40 cm
zu färben:




Hierfür werden insgesamt je Grundfarbe 360 ml Farbstofflösung benötigt;
jede Tüte enthält 60 ml gemischte Farblösung, zum Beispiel 57,5 ml Magenta + 2,5 ml Türkis.
Auch hier habe ich viel mehr angesetzt, um noch ein bisschen zu spielen.

Das ist wesentlich einfacher zu dosieren, da hier die benötigte Menge an Wasser schon drin ist!
Diese Farbstofflösungen werden nun anteilig (siehe Tabelle oben) in die Tüten gefüllt,
dann wird der (über Nacht) in Soda-Lösung getränkte und leicht ausgedrückte Stoff hinzugefügt und durchgeknetet.
So geht man Tüte für Tüte vor. Sind alle 18 Variationen in den Tüten wird in jede Tüte noch mal ein Stoff hinzugefügt
und durchgeknetet, der nun die restliche Farblösung aufsaugt und somit heller wird.
Auf der "Pro Chemical & Dye" Internetseite (Hersteller der Procion-MX Reaktivfarben)
habe ich auch nach den Rezepten geschaut. Hier wird für mittlere Farbintensität 10 ml (5 gr) Pulver auf 240 ml Wasser
gelöst. Da die Farben aber unterschiedlich von der Dichte sind (Gelb ist viel voluminöser und wiegt mehr als Rot),
ist das Wiegen des Farbpulvers in Gramm genauer als das Messen mit den ml-Messlöffeln. Doch für das Abmessen in ml
kann man eigentlich für die Grundfarben die folgende Richtlinie aufstellen:
- Immer halb soviel Magenta-Pulver wie Blau-Pulver,
- immer dreimal soviel Gelb-Pulver wie Magenta-Pulver,
- auf die gleiche Menge Wasser auflösen.
Hier sind Farbpulvermengen auf verschiedene Wassermengen aufgelistet,
um Lösungen herzustellen:

Natürlich ist alles, was ich hier schreibe nach bestem Wissen und Gewissen. Die Angaben in den Tabellen
sind sozusagen ohne Gewähr - bei mir hat alles einwandfrei geklappt.
Anschließend finden Sie noch ein paar Bilder meiner Experimente und - wie ich finde - klasse Ergebnisse.
Bitte schreiben Sie mir, falls Sie Fragen dazu haben!
Bilder zum Thema Stoffe färben (Shibori - Reservierungen).
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